Lese-Rechtschreibstörung (LRS)

Die Ziele einer Lese-Rechtschreibtherapie sind der Aufbau von Kompetenzen im Lesen und Schreiben, die Stabilisierung der psychisch-emotionalen Situation und die Sicherung der Teilhabe des Kindes:

  • In der Lesetherapie geht es um die Reduktion von Lesefehlern, die Verbesserung der Lesegeschwindigkeit und ein gutes Lesesinnverständnis. Außerdem sollen Lesefreude und eine eigenständige Lesekompetenz aufgebaut werden.
  • Schwerpunkte in der Rechtschreibtherapie sind das fehlerfreie Schreiben von lautgetreuen Wörtern und das korrekte, automatisierte Anwenden von Rechtschreibregeln. Langfristiges Ziel ist die Sicherheit beim freien Schreiben.
  • Die Stabilisierung der psychisch-emotionalen Situation erfolgt über Erfolgs- und Selbstwirksamkeitserlebnisse sowie über gezielte psychotherapeutische Interventionen, u.a. zur Stärkung des Selbstbewusstseins, zum Abbau von Ängsten und Widerständen sowie zum Aufbau von hilfreichen Gedanken und Überzeugungen. Innere Sicherheit und Selbstvertrauen helfen Ihrem Kind dabei, wieder mit Freude zu lernen.

Die Lese-Rechtschreibtherapie in meiner Praxis

Die Lese-Rechtschreibtherapien in meiner Praxis sind systematisch und in sich schlüssig aufgebaut. Das Vorgehen ist im Sinne eines Stufenmodells klar strukturiert, die von mir eingesetzten Methoden sind wissenschaftlich fundiert:

  • Den Ausgangspunkt jeder Therapie bilden diagnostische Ergebnisse und qualitative Fehleranalysen.
  • Anhand von diesen wird ein individueller, auf das Kind abgestimmter Therapieplan erstellt.
  • Der Aufbau der Lese- und Rechtschreibkompetenzen wird durch psychotherapeutische Interventionen zur emotionalen und psychischen Stabilisierung ergänzt.
  • Bei Bedarf helfen Interventionen im Bereich der neuropsychologischen Basiskompetenzen gezielt dabei, die Handlungsplanung, Aufmerksamkeit, Merkfähigkeit etc. zu verbessern.
  • Spielerische Elemente sorgen für Abwechslung und Spaß in der Therapie.

Weitere Informationen zu meiner Arbeitsweise finden Sie unter Das therapeutische Konzept meiner Praxis.

 

Mehr Wissen über Lese-Rechtschreibstörungen:

Kinder mit einer Lese-Rechtschreib-Störung sind kluge Kinder mit vielen Stärken, sie haben jedoch ohne erkennbaren Grund in einem ganz bestimmten Bereich – dem Lesen und/oder Schreiben – eine Schwäche. Leider ist ausgerechnet dieser Bereich in unserer Gesellschaft und unserem Schulsystem sehr wichtig, denn Lesen und Schreiben sind Basiskompetenzen. Eine unbehandelte Lese-Rechtschreibstörung beeinträchtigt früher oder später fast immer auch die weitere Lernentwicklung, da Lesen und Schreiben Kompetenzen sind, die in allen Schulfächern und auch im Alltag ganz grundlegend gebraucht werden. In Mathematik z.B. können Probleme auftreten, da Textaufgaben nicht verstanden werden. In den höheren Klassen gibt es häufig auch Schwierigkeiten beim Erlernen einer Fremdsprache. Inzwischen ist über Lese-Rechtschreibstörungen aber so viel bekannt, dass diese gut erkannt und in einer Lerntherapie behandelt werden können.

Eine Lese-Rechtschreibstörung ist nicht so selten. Ca. 5% der Schulkinder sind davon betroffen, d.h. in jeder Klasse sitzt im Durchschnitt ein Kind mit einer Lese-Rechtschreibstörung. Jungen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Mädchen. Unter einer Lese-Rechtschreibstörung werden (lt. ICD 10) andauernde und schwerwiegende Probleme beim Erlernen des Lesens und Schreibens verstanden, die trotz ausreichender Beschulung und Intelligenz bestehen. Der Grund für diese Probleme darf daher nicht im z.B. noch zu jungen Entwicklungsalter eines Kindes, in Seh- oder Hörproblemen, einer psychischen Erkrankung oder einer Hirnschädigung liegen. Es gibt auch Kinder, die eine Isolierte Lesestörung oder eine Isolierte Rechtschreibstörung haben, bei denen also nur das Lesen oder das Schreiben beeinträchtigt ist.

Eine Lese-Rechtschreibstörung wächst sich nicht einfach aus. Unerkannt bleibt sie bis ins Erwachsenenalter hinein bestehen, ihr Schweregrad nimmt in der Regel zu. Ab der 2. Klasse, manchmal auch schon gegen Mitte/Ende der 1. Klasse, ist eine Lese-Rechtschreibstörung gut feststellbar. Manche Kinder fallen auch erst zu Beginn der weiterführenden Schule auf, wenn sich die schulischen Anforderungen nochmals deutlich verändern. In der Grundschule gelang es Ihnen noch durch geschickte Ratestrategien oder den klugen Einsatz von Allgemeinwissen ihre Schwierigkeiten zu kompensieren. Wenn es bei Ihrem Kind Auffälligkeiten gibt, lassen Sie diese abklären. Es ist gut, eine Lese-Rechtschreibstörung so früh wie möglich zu erkennen und zu behandeln. Eine diagnostischen Abklärung ist in SPZs, Kinder- und Jugendpsychiatrischen Praxen oder auch in lerntherapeutischen Praxen möglich.

Es gibt übrigens viele berühmte Menschen mit einer Lese-Rechtschreibstörung, z.B. Agatha Christie, Albert Einstein, Henry Ford, Walt Disney, Bill Gates, Jamie Oliver, Keira Knightley, Prinz Harry oder Ingvar Kamprad (IKEA-Gründer). Sie alle haben trotz oder gerade wegen der Lese-Rechtschreibstörung „ihren“ Weg im Leben gefunden. Ihr Kind wird das auch!

Früher ging man davon aus, dass Kinder mit einer Lese-Rechtschreibstörung ganz bestimmte Fehler machen. Heute weiß man, dass es diese LRS-typischen Fehler nicht gibt, sondern die betroffenen Kinder sehr individuelle Fehlerprofile zeigen. Im Allgemeinen zeigen Kinder mit einer Lese-Rechtschreibstörung ihre Kombination aus den folgenden Schwierigkeiten:

Lesen:

  • das Lesen ist mühsam, oft nur lautierend Buchstabe für Buchstabe möglich,
  • es zeigen sich viele Lesefehler durch Auslassen, Vertauschen oder Hinzufügen von Buchstaben, Silben oder Wörtern,
  • Lese-Rate-Strategie: das Kind versucht, die zu lesenden Worte zu erraten oder durch inhaltlich ähnliche zu ersetzen, z.B. Vater durch Papa,
  • niedrige Lesegeschwindigkeit und unregelmäßiges Lesetempo,
  • Verlieren der Zeile im Text,
  • eingeschränktes Leseverständnis,
  • Fragen zum Text werden gerne mit allgemeinem Wissen beantwortet, nicht mit den Infos aus dem Text.

Schreiben:

  • Schwierigkeiten in der Laut-Buchstaben-Zuordnung,
  • bestimmte Buchstaben werden dauerhaft verwechselt, manchmal auch gespiegelt,
  • auffällig viele Fehler beim Schreiben, z.B. werden Wörter nur in Bruchstücken oder im gleichen Text mehrfach unterschiedlich falsch geschrieben,
  • Probleme mit der Wortdurchgliederung: beim Schreiben wird kein Platz zwischen den einzelnen Wörtern gelassen,
  • trotz intensivem Üben bleiben falsche Schreibungen bei Wörtern bestehen,
  • Rechtschreibregeln werden nicht im Gedächtnis verankert und automatisiert, im Schreibfluss können sie so nicht einfach angewendet werden.

Kinder, die von einer Lese-Rechtschreibstörung betroffen sind, entwickeln oft weitere Auffälligkeiten im psychischen/emotionalen Bereich oder in ihrem Verhalten, da sie unter ihren Schwierigkeiten sehr leiden. Sie ziehen sich z.B. zurück, werden traurig, trauen sich nicht mehr viel zu oder halten sich für dumm. Andere Kinder reagieren mit Wut, Ärger und Frust, dem sie nach außen Luft machen. Oft gibt es auch eine Menge Stress, wenn es zu Hause darum geht, die Hausaufgaben zu erledigen.

Manche Kinder haben gleichzeitig auch sogenannte „komorbide (begleitende) Störungen“. Häufige komorbide Störungen bei einer Lese-Rechtschreibstörung sind AD(H)S, Dyskalkulie, depressive Störungen und Angststörungen. Einige davon, wie z.B. eine Schulangst, sind vermutlich eher Folge der Lese-Rechtschreibstörung. Eine AD(H)S oder Dyskalkulie werden hingegen nicht als Folge, sondern als zeitgleich bestehende Störung angesehen.

Psychische und emotionale Probleme, Verhaltensauffälligkeiten und komorbide Störungen wirken sich eher ungünstig auf den Verlauf einer Lese-Rechtschreibstörung aus. Es ist daher wichtig, sie frühzeitig zu erkennen und in der Lerntherapie durch entsprechende Interventionen zu berücksichtigen oder ggf. durch einen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten mitbehandeln zu lassen. Bei rechtzeitiger, angemessener Unterstützung des Kindes können ihr Auftreten oder ihre Verschlimmerung oft verhindert werden.

Die Ursachen für eine Lese-Rechtschreibstörung sind multifaktoriell, d.h. sie entsteht durch ein komplexes Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Der aktuelle Forschungsstand geht davon aus, dass genetische, neurobiologische und kognitive Faktoren eine wichtige Rolle spielen und mit ungünstigen Lernerfahrungen und (Leistungs-)Erwartungen interagieren.

Genetische Faktoren 

Ist ein Elternteil von einer Lese-Rechtschreibstörung betroffen, ist die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass ein Kind eine Lese- und/oder Rechtschreibstörung entwickelt. Das muss aber nicht sein, auch verursacht dieser Faktor allein nicht zwangsläufig die Ausbildung einer Lese-Rechtschreibstörung.

Neurobiologische Faktoren

Aktuelle Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass bestimmte Prozesse im Gehirn von Menschen mit einer Lese-Rechtschreibstörung anders ablaufen, als im Gehirn von Menschen ohne Lese-Rechtschreibstörung. Bei betroffenen Kindern zeigen sich z.B. oft schon früh Unterschiede in der Verarbeitung von Sprache. Auch schnell aufeinander folgende Reize werden von Menschen mit einer Lese-Rechtschreibstörung anders verarbeitet. Mit bildgebenden Verfahren (fMRT) konnte zudem beobachtet werden, dass sich bei Menschen mit einer Lese-Rechtschreibstörung beim Lesen und Schreiben andere Aktivitätsmuster im Gehirn zeigen als bei Menschen ohne Lese-Rechtschreibstörung.

Kognitive Faktoren

Bei Menschen mit einer Lese-Rechtschreibstörung fallen außerdem häufig Schwächen in den folgenden Bereichen auf:

  • auditives und visuelles Kurzzeitgedächtnis: Informationen, die über das Hören und Sehen aufgenommen werden, können nur in viel geringerem Umfang gespeichert, behalten und weiterverarbeitet werden,
  • visuell-räumliche Wahrnehmung,
  • Aufmerksamkeits- und Konzentrationsleistungen.

Gute Fähigkeiten in diesen Bereichen sind grundlegend für erfolgreiche Lernprozesse und stehen so indirekt mit dem Erlernen des Lesens und Schreibens in Verbindung.

Vorläuferfertigkeiten für das Lesen und Schreiben lernen

Das Lesen und Schreiben lernen beginnt bereits vor Schuleintritt durch den Erwerb sogenannter „Vorläuferfertigkeiten für den Schriftspracherwerb“ im Vorschulalter. Diese sind v.a.:

  • phonologische Bewusstheit (Bewusstheit über die lautliche Struktur der Sprache/Einblick in den Klang der gesprochenen Sprache, z.B. Reimen, Silben klatschen, Sprache rhythmisieren, Laute erkennen),
  • Benennungsgeschwindigkeit (Rapid Naming/RAN = Maß dafür, wie schnell visuelle Symbole verbal benannt werden können),
  • Buchstabenkenntnis,
  • Wortschatz.

Defizite in diesen Vorläuferfertigkeiten können das Risiko für eine Lese-Rechtschreibstörung erhöhen. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter Prävention im Vorschulalter.

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Praxis für Integrative Lerntherapie Meerbusch
Cordula Schäfer

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