Dyskalkulie (Rechenstörung)

Die Ziele einer Dyskalkulietherapie sind der Aufbau von konkreten Kompetenzen im mathematischen Bereich sowie die Stabilisierung der psychisch-emotionalen Situation und die Sicherung der Teilhabe des Kindes.

In der Dyskalkulietherapie werden Rechenkompetenzen schrittweise aufgebaut, indem mathematische Vorgänge zunächst handelnd begriffen, dann symbolisch-bildhaft verstanden und schließlich als abstrakte Rechenoperationen mit Zahlen durchgeführt werden. Schwerpunkte sind u.a.:

  • die Angst vor Zahlen und dem Rechnen abzubauen,
  • eine (innere) Mengen- und Zahlenvorstellung aufzubauen,
  • Zahlenstrahl, automatisierte Zahlzerlegung und Stellenwertsystem,
  • sicheres Rechnen von Addition und Subtraktion mit Zehnerübergängen,
  • Verstehen von Multiplikation und Division sowie sicheres Durchführen zugehöriger Rechenoperationen.

Die Stabilisierung der psychisch-emotionalen Situation erfolgt über Erfolgs- und Selbstwirksamkeitserlebnisse sowie über gezielte psychotherapeutische Interventionen, u.a. zur Stärkung des Selbstbewusstseins, zum Abbau von Ängsten und Widerständen sowie zum Aufbau hilfreicher Gedanken und Überzeugungen. Innere Sicherheit und Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten helfen Ihrem Kind dabei, wieder mit Freude zu lernen.

 

Die Dyskalkulietherapie in meiner Praxis

Die Dyskalkulietherapien in meiner Praxis sind systematisch und in sich schlüssig aufgebaut. Das Vorgehen ist im Sinne eines Stufenmodells klar strukturiert, die von mir eingesetzten Methoden sind wissenschaftlich fundiert:

  • Den Ausgangspunkt jeder Therapie bilden diagnostische Ergebnisse und qualitative Fehleranalysen.
  • Anhand von diesen wird ein individueller, auf das Kind abgestimmter Therapieplan erstellt.
  • Der Aufbau mathematischer Kompetenzen wird durch psychotherapeutische Interventionen zur emotionalen und psychischen Stabilisierung ergänzt.
  • Bei Bedarf helfen Interventionen im Bereich der neuropsychologischen Basiskompetenzen helfen gezielt dabei, die Handlungsplanung, Aufmerksamkeit, Merkfähigkeit etc. zu verbessern.
  • Spielerische Elemente sorgen für Abwechslung und Spaß in der Therapie.

Weitere Informationen zu meiner Arbeitsweise finden Sie unter Das therapeutische Konzept meiner Praxis.

 

Mehr Wissen über Dyskalkulie:

Kinder mit einer Dyskalkulie sind meist clever und haben viele Stärken, der Umgang mit Mengen und Zahlen fällt ihnen jedoch ohne ersichtlichen Grund schwer, das Erlernen des Rechnens will gar nicht gelingen. Eine unbehandelte Dyskalkulie beeinträchtigt aufgrund der anhaltenden Misserfolgserlebnisse fast immer auch die allgemeine Lernfreude und erschwert die weitere Lernentwicklung über die Mathematik hinaus enorm. Mathematisches Verständnis und gute Rechenfertigkeiten sind zudem Grundkompetenzen, die nicht nur in der Schule, sondern auch im Alltagsleben, z.B. beim Lesen der Uhr oder dem Umgang mit Geld, wichtig sind.

Kinder mit einer Dyskalkulie verfügen bei Schuleintritt über unzureichende Basiskompetenzen in Zählfertigkeiten, Zahlenkenntnissen, Fähigkeiten zur Seriation (Reihenfolgen bilden, Dinge sortieren) und dem Verständnis von Mengen. Dies erschwert ihnen den Aufbau eines weiterführenden Zahlen- und Mengenverständnisses, das notwendig ist, um effektive Rechenstrategien erlernen und flexibel anwenden zu können. Inzwischen kann eine Dyskalkulie in einer Lerntherapie gut behandelt werden, sodass die Kinder ihre Defizite in den Basiskompetenzen aufholen und darauf weitere mathematische Kompetenzen aufbauen können.

Eine Dyskalkulie ist nicht so selten. Ca. 3-8 % der Schulkinder sind davon betroffen, Jungen und Mädchen etwa gleich häufig. Das heißt, in jeder Klasse sitzt im Durchschnitt ein Kind mit einer Dyskalkulie. Unter einer Dyskalkulie werden (lt. ICD-10) andauernde und ausgeprägte Schwierigkeiten beim Erlernen des Rechnens verstanden, die trotz ausreichender Beschulung und Intelligenz bestehen. Betroffen sind vor allem Fertigkeiten in den Grundrechenarten (Addition, Subtraktion, Multiplikation, Division), weniger höhere mathematische Fertigkeiten, die für Algebra, Trigonometrie, Geometrie oder Differential- und Integralrechnung benötigt werden. Die Rechenprobleme müssen seit den frühesten Anfängen des Rechnenlernens bestehen, der Grund für diese darf nicht im noch zu jungen Entwicklungsalter eines Kindes, in Seh- oder Hörproblemen, einer psychischen Erkrankung oder einer Hirnschädigung liegen.

Eine Dyskalkulie wächst sich nicht einfach aus. Unerkannt bleibt sie bis ins Erwachsenenalter hinein bestehen, ihr Schweregrad nimmt in der Regel zu. Ab der 2. Klasse, manchmal auch schon gegen Mitte/Ende der 1. Klasse, ist eine Dyskalkulie gut feststellbar. Wenn es bei Ihrem Kind Auffälligkeiten gibt, lassen Sie diese abklären, denn es ist gut, eine Dyskalkulie so früh wie möglich zu behandeln. Eine diagnostische Abklärung ist in SPZs, Kinder- und Jugendpsychiatrischen Praxen oder auch in lerntherapeutischen Praxen möglich.

Es gibt übrigens viele berühmte Menschen mit einer Dyskalkulie, z.B. Robbie Williams, Thomas Edison, oder Cher. Sie alle haben sich von ihren Rechenproblemen nicht entmutigen lassen und trotz oder gerade wegen dieser „ihren“ Weg im Leben gefunden. Ihr Kind wird das auch!

Wie bei einer Lese-Rechtschreibstörung gibt es auch bei einer Rechenstörung nicht die dyskalkulietypischen Fehler. Die betroffenen Kinder und Erwachsenen nutzen dauerhaft ungünstige Strategien wie das Abzählen an den Fingern oder Auswendiglernen, da ihnen das grundlegende mathematische Verständnis fehlt. Das Rechnen dauert so sehr lange und wird hoch fehleranfällig, bereits einfache mathematische Aufgaben können nicht gelöst werden. Im Allgemeinen zeigen Kinder mit einer Dyskalkulie u.a. die folgenden Probleme:

  • Schwierigkeiten beim Benennen und Schreiben von Zahlen, Zahlendreher beim Schreiben und Vorlesen (aus zweiundsechzig wird 26),
  • Schwierigkeiten beim Schätzen, Vergleichen und Abzählen von Mengen,
  • Vorwärts- und Rückwärtszählen gelingt nicht oder nur stockend,
  • das Einordnen von Zahlen auf dem Zahlenstrahl gelingt nicht,
  • Rechenschritte werden dauerhaft nicht verstanden, schließlich auswendig gelernt und können nicht flexibel auf veränderte Aufgabenstellungen übertragen werden,
  • einfache Aufgaben wie 2+3 werden nicht automatisiert und müssen immer wieder abgezählt werden,
  • Rechenzeichen werden verwechselt und der Wechsel von Rechenzeichen nicht beachtet,
  • häufiges Verrechnen um 1,
  • der Zehner- und Hunderterübergang bereiten dauerhaft Mühe,
  • 1×1-Aufgaben müssen ständig wiederholt werden,
  • das Rechnen erfolgt – auch in höheren Klassenstufen – dauerhaft mit den Fingern oder zählend im Kopf,
  • Textaufgaben können nicht in die richtigen Rechenoperationen übertragen werden,
  • Probleme beim Ablesen der Uhr,
  • trotz intensiver häuslicher Übung gibt es keine oder nur unzureichende Fortschritte,
  • ungewöhnlich hoher Leistungsabfall während der Sommerferien.

Kinder mit einer Dyskalkulie erleben eine enorme Belastung. In der Schule wiederholen sich trotz intensiver Bemühungen Misserfolge und sie stehen unter hohem Druck. Aber auch im Alltag stoßen sie an ihre Grenzen, z.B. beim Lesen der Uhr oder dem Abzählen von Geld. Wenn es zu Hause darum geht, die Mathematikhausaufgaben zu erledigen oder für Mathearbeiten zu üben, gibt es eine Menge Konflikte.

Da sie unter ihren Schwierigkeiten sehr leiden, entwickeln die Kinder oft Auffälligkeiten im psychischen/emotionalen Bereich oder in ihrem Verhalten. Sie ziehen sie sich zurück, werden traurig oder reagieren mit Wut, Ärger und Frust. Einige entwickeln auch eine Matheangst, zeigen ausgeprägtes Vermeidungsverhalten oder fühlen sich schuldig. Oft verlieren sie die Lernfreude und Motivation bis hin zu einem generellen Leistungsversagen. Sie trauen sich nicht mehr viel zu oder halten sich für dumm.

Manche Kinder haben gleichzeitig auch sogenannte „komorbide (begleitende) Störungen“. Häufige komorbide Störungen bei einer Dyskalkulie sind AD(H)S, Lese-Rechtschreibstörung, Angststörungen, Schulphobie/Schulverweigerung, psychosomatische Beschwerden (Kopfschmerzen, Bauchweh, Übelkeit), depressive Störungen und Störungen des Sozialverhaltens. Einige davon, wie z.B. eine Schulphobie oder psychosomatische Störungen, sind vermutlich eher Folge der Dyskalkulie. Eine AD(H)S oder Lese-Rechtschreibstörung wird hingegen nicht als Folge, sondern als zeitgleich bestehende Störung angesehen.

Psychische und emotionale Probleme, Verhaltensauffälligkeiten und komorbide Störungen wirken sich eher ungünstig auf den Verlauf einer Dyskalkulie aus. Es ist daher wichtig, diese frühzeitig zu erkennen und in der Lerntherapie durch entsprechende Interventionen zu berücksichtigen oder ggf. durch einen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten mitbehandeln zu lassen. Bei rechtzeitiger, angemessener Unterstützung des Kindes können ihr Auftreten oder ihre Verschlimmerung oft verhindert werden.

Welche genauen Ursachen eine Dyskalkulie hat, ist bislang noch nicht abschließend geklärt. Es wird davon ausgegangen, dass die Ursachen für eine Dyskalkulie multifaktoriell sind, d.h. sie entsteht durch ein komplexes Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Der aktuelle Forschungsstand nimmt an, dass genetische, neurobiologische und kognitive Faktoren eine wichtige Rolle spielen und mit ungünstigen Lernerfahrungen und (Leistungs-)Erwartungen interagieren.

Genetische Faktoren 

Forschungsergebnisse aus Familien- und Zwillingsstudien lassen vermuten, dass eine Rechenstörung erblich bedingt sein kann. Hat z.B. ein Geschwisterteil bereits eine Dyskalkulie, so ist das Risiko, dass auch der andere Geschwisterteil Rechenprobleme entwickelt um das 5- bis 10-fache erhöht, bei eineiigen Zwillingen sogar um das 12-fache. Auch bei Menschen, die das Turner-Syndrom oder das Fragile-X-Syndrom haben, zeigen sich deutliche Defizite in den Rechenfertigkeiten, oft sogar eine Dyskalkulie.

Neurobiologische Faktoren

Weitere Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass für das Rechnen benötigte Prozesse im Gehirn von Menschen mit einer Dyskalulie anders ablaufen, als im Gehirn von Menschen ohne Dyskalkulie. Die Fähigkeit Grundrechenarten anzuwenden oder mathematische Probleme zu lösen, erfordern ein komplexes Zusammenspiel mehrerer Gehirnregionen. In Studien mit bildgebenden Verfahren (fMRT) konnte beobachtet werden, dass sich bei Menschen mit einer Dyskalkulie beim Rechnen veränderte Aktivitätsmuster in den beteiligten Gehirnregionen zeigen, die zu einer anderen Art der Verarbeitung mathematischer Informationen führen.

Kognitive Faktoren

Bei Menschen mit einer Dyskalkulie fallen außerdem häufig Schwächen in den folgenden Bereichen auf:

  • auditives und visuelles Kurzzeitgedächtnis: Informationen, die über das Hören und Sehen aufgenommen werden, können nur in viel geringerem Umfang gespeichert, behalten und weiterverarbeitet werden,
  • kognitive Repräsentation („innere“ Vorstellung) von Mengen und Zahlen,
  • visuell-räumliche Wahrnehmung,
  • Aufmerksamkeits- und Konzentrationsleistungen,

Gute Fähigkeiten in diesen Bereichen sind grundlegend für erfolgreiche Lernprozesse und wirken sich so indirekt auch auf den Rechnenerwerb aus.

Vorläuferfertigkeiten für den Rechenerwerb

Das Rechnen lernen beginnt bereits vor Schuleintritt, z.T. von Geburt an, durch den Erwerb sogenannter „Vorläuferfertigkeiten für den Rechenerwerb“ (auch: mathematische Basiskompetenzen). Diese sind v.a.:

  • Zahlenkenntnis (einfache Zahlen erkennen und schreiben können),
  • Mengenverständnis (z.B. einfache Mengen vergleichen können),
  • Zählfertigkeiten (in einfachen Schritten vorwärts Zählen können und später auch in einfachen Schritten rückwärts),
  • Seriation (Reihenfolgen bilden/Dinge sortieren können).

Defizite in diesen Vorläuferfertigkeiten können das Risiko für eine Dyskalkulie erhöhen. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter Prävention im Vorschulalter.

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Praxis für Integrative Lerntherapie Meerbusch
Cordula Schäfer

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