Vielen Kindern fällt es schwer, ihre Aufmerksamkeit zu steuern, unwichtige Reize auszublenden und ausdauernd an einer Aufgabe zu arbeiten. Gute Aufmerksamkeitsfunktionen sind jedoch nicht nur eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiches Lernen, sondern auch für zielgerichtetes Handeln im Alltag und gelingende soziale Interaktionen. Sind wir unaufmerksam oder unkonzentriert, bekommen wir wichtige Informationen nicht mit und können uns später an entscheidende Details nicht erinnern. In der Schule wird jedoch genau das erwartet, was unaufmerksamen Kindern schwer fällt: die Aufmerksamkeit über längere Zeit auf eine einzige Aufgabe richten, sich auch bei langweiligen Tätigkeiten nicht ablenken lassen, genau zuhören, Aufträge merken und zu Ende bringen, sich organisieren und die Hausaufgaben planen. Schwierigkeiten in der Aufmerksamkeit können daher trotz guter kognitiver Fähigkeiten zu erheblichen Lernschwierigkeiten führen – mit oder ohne AD(H)S.
AD(H)S. Bei einem bestimmten Ausprägungsgrad der Unaufmerksamkeit sowie ggf. noch hinzukommender altersunangemessener Hyperaktivität und Impulsivität spricht man von einer Aufmerksamkeitsdefizitsstörung (ADS) bzw. einer Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung (ADHS).
Kein AD(H)S, aber trotzdem unkonzentriert? Aber auch wenn die „Cut-offs“, d.h. die diagnostischen Grenzen für die Feststellung einer Aufmerksamkeitsdefizitsstörung oder Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung nicht erreicht werden, können Schwierigkeiten in der Aufmerksamkeit vorliegen, die den Alltag und die Lernfähigkeit eines Kindes erheblich beeinträchtigen.
In beiden Fällen kann ein Aufmerksamkeitstraining für das Kind mit begleitendem Elterntraining zu einer deutlichen Verbesserung der Lernfähigkeit und emotionalen Situation des Kindes sowie Entlastung der familiären Situation führen.
Das Aufmerksamkeitstraining in meiner Praxis umfasst immer ein Kindertraining mit begleitendem Elterntraining.
Das Hauptziel des Kindertrainings ist die Verbesserung der Aufmerksamkeits- und Konzentrationsleistungen, d.h. den Fokus auf Wichtiges lenken und Unwichtiges ausblenden können, die Wahrnehmung trainieren und die Ablenkbarkeit reduzieren.
Hinzu kommen:
Auf emotionaler Ebene wirkt das Training durch Interventionen zur Verbesserung der Selbstwirksamkeit und des Selbstwertes. Durch Erfolgserlebnisse kann neues Selbstvertrauen gewonnen werden.
Meine Erfahrung zeigt, dass neben dem direkten Training mit dem Kind auch ein begleitendes Elterntraining sinnvoll ist, soll die Situation zu Hause dauerhaft verändert werden. Es ist also Teamwork gefragt – aber dieses lohnt sich! Denn nicht nur Ihr Kind besitzt wertvolle Stärken und Ressourcen, sondern auch Sie als Eltern. Das bessere Verständnis für die Schwierigkeiten Ihres Kindes versetzt oft schon familiäre Berge, kleine Änderungen im Umgang miteinander oder der Gestaltung von Lernsituationen reduzieren in der Regel Konfliktpotentiale und entlasten die familiäre Situation.
Für die Trainings arbeite ich mit gut evaluierten Therapieprogrammen und wähle in Abhängigkeit vom Therapieziel die entsprechenden Schwerpunkte, Materialien und Methoden aus. Die Förderung findet als Einzeltherapie/Einzelgespräch oder in Kleingruppen von 3-4 Kindern/Elternpaaren statt.
Von AD(H)S betroffene Kinder unterscheiden sich von anderen Kindern darin, wie sie die Welt erleben und sich verhalten. Die Unterschiede zeigen sich vor allem in den Bereichen Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität. Aufmerksamkeit, motorische Aktivität und Impulsivität sind grundsätzlich Verhaltensweisen, die auf einem Kontinuum liegen, d.h. sie können stärker oder schwächer ausgebildet sein. Die Diagnose AD(H)S wird ab einer bestimmten Ausprägung („Cut-off“) der Auffälligkeiten in diesen Bereichen gestellt, d.h. bei einer altersunangemessenen Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität. In dem bei uns in Deutschland geltenden Diagnosesystem ICD-10 wird aktuell unter der Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität (ADS) und der Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung (ADHS) unterschieden.
Kinder, die „unaufmerksam“ sind, lassen sich rasch ablenken oder wirken verträumt. Sie scheinen abwesend zu sein und nicht zuzuhören, sind vergesslich und verlieren gerne Gegenstände. Sie haben Mühe eine Aufgabe ausdauernd zu Ende zu bringen und sich zu organisieren. Als Eltern haben Sie vermutlich das Gefühl, die Aufmerksamkeit Ihres Kindes ständig von außen steuern zu müssen. Die Aufmerksamkeitsprobleme dieser Kinder entstehen insbesondere dann, wenn sie gezwungen sind, sich auf eine fremdbestimmte – von außen vorgegebene – Aufgabe einlassen zu müssen. Können sie sich dagegen mit einer Aufgabe beschäftigen, die sie selbst gewählt haben, sind die Probleme meist nicht so gravierend. Es kann sogar sein, dass sie völlig in ihrem Lego-Set, ihrem Buch oder ihrer Zeichnung „versinken“ und die Aufmerksamkeitsprobleme wie weggeblasen erscheinen. Eltern macht dieser scheinbare Widerspruch oft ratlos. Bei von AD(H)S betroffenen Kindern wäre es daher richtiger von einem Aufmerksamkeits-Lenkungs-Defizit zu sprechen und nicht von einem Aufmerksamkeitsdefizit per se, denn es gelingt diesen Kindern schlechter als anderen ihre Aufmerksamkeit „willentlich“ zu steuern. Alles, was sie interessiert, zieht sie hingegen magisch an.
Hyperaktive Kinder scheinen permanent unter Strom zu stehen. Sie zappeln, trommeln mit den Händen oder wippen mit den Füßen. Langes Stillsitzen erscheint unmöglich, sie rutschen auf dem Stuhl herum oder hängen am Tisch ab. Im Unterricht ist ihr Drang sich zu bewegen manchmal so groß, dass sie einfach aufstehen und herumlaufen. Im Spiel oder bei Freizeitaktivitäten können diese Kinder kaum ruhig spielen oder wechseln ständig zwischen Beschäftigungen hin und her ohne sich auf eine Aktivität ganz einlassen zu können. Sie springen auf und rennen umher, auch wenn dies gerade unangemessen ist. Außerdem reden diese Kinder oft fast ohne Unterlass und sehr schnell.
Wer sehr impulsiv ist, reagiert „aus dem Bauch heraus“, ohne über die Konsequenzen nachzudenken. Impulsive Kinder können nicht gut abwarten, sie platzen mit Antworten heraus oder quatschen in Gespräche hinein. Alles, was ihnen in den Sinn kommt, müssen sie sofort haben oder tun. Sie bedienen sich ungefragt der Spielsachen anderer oder reißen im Spiel den Ball an sich. Spontane Impulse zu unterdrücken, fällt ihnen schwer. Sehr impulsive Kinder haben oft auch Probleme im sozialen Bereich, weil es ihnen schwer fällt, die Bedürfnisse anderer richtig einzuschätzen und entsprechend zu handeln. Sie erscheinen oft distanzlos und merken nicht, wenn es anderen zu viel wird. Ihre Impulsivität zeigt sich auch in ihrer Emotionsregulation, denn es gelingt ihnen kaum oder nicht, bei intensiven Gefühlen vernünftig zu handeln. Bei Frustration werfen sie Sachen durch die Gegend, zerreißen das Aufgabenblatt oder zertrümmern Spielsachen. Bei Wut werden sie schnell handgreiflich, wenn es schwierig wird, geben sie sofort verzweifelt auf. Die Eltern berichten zudem, dass die Kinder nichts aus den negativen Folgen zu lernen scheinen.
Gerade Kinder mit AD(H)S haben aber auch viele Stärken, die wir manchmal gar nicht mehr sehen. Sie besitzen Fähigkeiten, die andere Kinder so nicht „von Natur aus“ mitbringen. Sie sind z.B. …
Und außerdem…
Was AD(H)S betroffenen Kindern das Leben in der Schule schwer macht, kann sie später im Beruf sehr erfolgreich machen. Im Berufsleben können sie sich selbst einen Bereich oder eine Tätigkeit aussuchen, der/die ihren (Spezial-)Interessen entspricht. Das versetzt sie sehr oft in die Lage dann sehr gute oder sogar außergewöhnliche Leistungen zu erbringen. Out-of-the-Box-Denken, Kreativität oder ein gewisses Maß an Unangepasstheit ist in vielen Berufen notwendig, um innovativ zu sein. Auch das Träumen und sich nach innen Richten hat seinen Wert. Viele kreative Menschen – Künstler, Schriftsteller und Unternehmer – sind Träumer. Sie nehmen sich die Zeit Ideen zu Ende zu denken und sich Dinge vorzustellen ohne sie vorschnell als unvernünftig abzutun. Auch das Problem, ständig still sitzen zu müssen, fällt im Beruf in der Regel weg. Vielen Kindern helfen im Laufe ihrer Entwicklung zudem Lern- und Reifungsprozesse dabei, die AD(H)S-Symptome abzumildern. Unter anderem die Reifung des Gehirns führt auch dazu, dass sie zunehmend Kompensationsstrategien erlernen und selbstständig anwenden können. Dennoch ist der Weg bis dahin für die Kinder und ihre Eltern nicht leicht und bedarf in der Regel der Unterstützung durch Trainings für das Kind und die Eltern sowie einer guten Zusammenarbeit mit der Schule.
Aufmerksamkeit bezeichnet die grundlegende Fähigkeit aus den vielen Reizen/Informationen in unserer Umgebung einzelne Reize/Informationen auszuwählen und bevorzugt zu betrachten, andere hingegen zu ignorieren. In den letzten Jahren hat sich in der Forschung die Annahme durchgesetzt, dass es verschiedene „Aufmerksamkeitsfunktionen“ gibt. Eine davon ist die Konzentration.
Konzentration bedeutet, seine Aufmerksamkeit willentlich und bewusst sowie ausdauernd auf etwas zu lenken. Zum Beispiel schauen wir jemanden/etwas genau an oder hören genau zu und erfassen so ganz bewusst bestimmte Informationen. Indem wir unsere Aufmerksamkeit derart bewusst steuern und dabei auch unsere Wahrnehmung (Hören, Sehen, Riechen etc.) regulieren, können wir das Wichtige aus einer Situation herausfiltern. Beim gezielten Hinhören oder Hinschauen bekommt eine Information die Bewertung wichtig und gelangt so in unser Kurzzeitgedächtnis, andere Reize werden als unwichtig herausgefiltert. Wir schützen unser Kurzzeitgedächtnis so vor Überlastung durch Reizüberflutung und helfen unserem Gehirn, die wichtigen Informationen zu verarbeiten und im Langzeitgedächtnis strukturiert abzuspeichern.
Kinder bringen die grundlegende Fähigkeit zur Aufmerksamkeit mit auf die Welt, ihre Konzentration muss sich aber, so wie die Wahrnehmungsfähigkeit, erst noch entwickeln und trainiert werden. Konzentration ist daher keine angeborene Fähigkeit, sondern ein aktiver Reifungsprozess. „Sich zu konzentrieren“ ist eine Fertigkeit, die beim Spielen und in der Schule erlernt und trainiert wird. Auch später im Leben unterliegt die Konzentration noch dem stetigen Training.
Eine gute Konzentration ist nicht nur die Grundlage für erfolgreiches Lernen, sondern auch für eine gelingende sozial-emotionale Entwicklung der Kinder. Um gute Erfahrungen im Kontakt mit anderen, im Spiel und in meiner Selbstwahrnehmung machen zu können, muss ich den anderen – und auch mich selbst – bewusst wahrnehmen, ihm zuhören und seine Ideen mitdenken können. Anders kann keine Freundschaft und kein Spiel gut funktionieren. Auch beim Sport oder bei Freizeitaktivitäten sind gute Aufmerksamkeitsfunktionen und eine gute Konzentration wichtig.
Die Aufmerksamkeit als einheitliche Funktion gibt es nach heutigem Stand der Forschung nicht. Aufmerksamkeit wird vielmehr als System von verschiedenen Teilkomponenten mit jeweils spezifischen Aufmerksamkeitsfunktionen verstanden. In unserem Gehirn sind diese in sogenannten neuronalen Netzen miteinander verbunden und steuern in einem komplexen Zusammenspiel unsere Wahrnehmung, unser Verhalten und unsere Denkprozesse. Wichtige Aufmerksamkeitsfunktionen sind z.B.:
Oft wird die Aufmerksamkeits- und Konzentrationsspanne, die ein Kind in einem bestimmten Alter erbringen kann, erheblich überschätzt. Die durchschnittliche Aufmerksamkeits- und Konzentrationsspanne von Kindern und Jugendlichen beträgt für
Zu bedenken ist außerdem, dass Faktoren, wie Müdigkeit, zu wenig Schlaf, Hunger, die Tageszeit und die Anzahl an zuvor bereits erledigten Aktivitäten diese Zeiten mit beeinflussen.
Dann zögern Sie nicht, sich mit mir in Verbindung zu setzen.
Ich stehe Ihnen im Vorfeld zu einer Therapie sowohl telefonisch als auch via E-Mail gerne zur Verfügung.
Praxis für Integrative Lerntherapie Meerbusch
Cordula Schäfer